Die Thüringer Hochschulbibliotheken kooperieren im Verbund „ThHoBi“, um „den wachsenden Anforderungen an Qualität und Quantität der Dienstleistungen“ zu begegnen und in Thüringen eine leistungsfähige, effiziente und vernetzte Informationsinfrastruktur“ zu schaffen (https://thhobi.de).

Dr. Peter Blume, Open Access-Beauftragter an der Universitätsbibliothek Ilmenau, zeigte in seinem Beitrag „DEAL solidarisch ermöglichen“, wie die seit 2016 bestehende Kooperation im Kontext der DEAL-Verträge ihre Wirksamkeit entfaltete. Während es für die Universitätsbibliotheken im Bundesland unstrittig war, dem DEAL-Konsortium beizutreten, sahen sich kleinere, nicht-universitäre Hochschulen trotz der niedrigschwelligen Beitrittskonditionen nicht in der Lage, eventuell auftretende Kosten für Publikationen in den Gold Open Access-Zeitschriften der DEAL-Verlage zu finanzieren. Denn anders als Universitäten halten Fachhochschulen häufig noch keine Publikationsfonds vor, wodurch selbst eine einzelne Publikation im Jahr ein finanzielles Risiko darstellen kann. Auf der anderen Seite profitieren jedoch insbesondere kleinere Standorte von der verbesserten Informationsversorgung durch die DEAL-Verträge, welche allen Einrichtungen, ob Großstadt-Universität oder kleines Forschungsinstitut, gleichberechtigt den dauerhaften Zugriff auf die kompletten Zeitschriftenportfolios der Verlage ermöglicht. Um die Risiken für die nicht-universitären Hochschulen in Thüringen abzufedern, etablierte der ThHoBi-Verbund für sie mithilfe von Landesfördermitteln einen speziellen Fonds, aus dem sie bei Bedarf Mittel für Gold Open Access-Publikationen abrufen können. Dadurch wurde erreicht, dass nahezu alle nicht-universitären Hochschulen im Bundesland den DEAL-Verträgen beigetreten sind.*

Barbara Waszynski, Ansprechpartnerin für elektronische Medien und Informationsdienste an der Bibliothek der Hochschule Schmalkalden in Thüringen, berichtete, wie das Thema DEAL von der Bibliothek in einem Informationspaket und einer Präsentation für die Hochschulleitung aufbereitet wurde, wobei der ThHoBi-Solidarfonds schließlich das entscheidende Argument für den Beitritt der Hochschule zum Springer Nature-Vertrag lieferte. Open Access hat in Schmalkalden anschließend viel Aufwind erfahren, und die Veröffentlichung einer Hochschul-Policy steht kurz bevor. Dabei unterstützt der ThHobi-Verbund nicht nur finanziell, sondern hilft auch bei allgemeinen Anliegen zu Open Access weiter. Wenn es um Fragen des wissenschaftlichen Publizierens geht, arbeitet die Bibliothek hochschulintern nun eng mit dem Bereich Forschung & Transfer zusammen.

Einen Push für Open Access gab es auch an der Bauhaus-Universität in Weimar. Dana Horch, Open Access Beauftragte und Fachreferentin an der Universitätsbibliothek, betonte in ihrer Präsentation, wie sehr es die Forschenden in Weimar begrüßen, über die DEAL-Verträge nun auch in den Subskriptionsjournalen der großen Verlagsmarken Open Access publizieren zu können. Die Bibliothek habe sich mithilfe der Transformationsmodelle in der Hochschule neu positioniert und findet nun auch stärker Gehör in den wissenschaftlichen Gremien, so Horch. Aus Weimarer Sicht sollten Folgeverträge jedoch auch verbessert werden. Sowohl der DEAL-Wiley-Vertrag als auch DEAL-Springer Nature decken einige für die Bauingenieurswissenschaften wichtige Titel bislang leider nicht ab, bei Wiley besteht insbesondere der Wunsch nach Open Access-Publikationsmöglichkeiten beim Verlag Ernst & Sohn. Hier müsse es auch seitens der Wissenschaftler*innen mehr Druck auf die Herausgeber geben. Darüber hinaus wird eine automatische Auslieferung von Artikeln an das lokale Repositorium gewünscht.

Innerhalb der Bibliothek sollten die DEAL-Verträge nach Ansicht von Dana Horch ein Anlass sein, um Strukturen zu überdenken und Kompetenz-Silos und Abteilungsdenken zu überwinden. So sei beispielsweise die Funktion der Open Access Beauftragten generell zu überdenken, denn erforderlich sei vielmehr eine Verinnerlichung von Open Access und Open Science-Ansätzen in allen Bereichen der Bibliothek und Universität.

In der anschließenden Diskussion wurde seitens der MPDL Services hervorgehoben, dass kleinere Einrichtungen, die sich nicht sicher sind, ob sich ein Vertragsbeitritt für sie lohnt, etwa, weil sie nicht publizieren oder das Zeitschriftenportfolio nicht relevant erscheint, immer auch bedenken sollten, dass sie mit einem Beitritt zum Konsortium nicht nur den Zugang zu aktuellen Ausgaben dauerhaft, sondern auch umfangreichen Archivzugangsrechte für ihren Standort sicherstellen.


Präsentationsfolien

Dr. Peter Blume - DEAL solidarisch ermöglichen: Der Thüringer Weg für nicht-universitäre Hochschulen

Barbara Waszynski - Der DEAL in Schmalkalden

Dana Horch - Der DEAL in Weimar