Rund 200 Teilnehmer*innen verfolgten am 8. Dezember den DEAL Operations Jahresrückblick der MPDL Services gGmbH (MPDLS). Inga Overkamp und Kai Geschuhn zogen Bilanz über das Erreichte und ließen die Themen, die die DEAL-Einrichtungen im Jahr 2021 besonders beschäftigt haben, nochmals Revue passieren, wobei sie Fragen aus der DEAL-Community, die im Vorfeld über eine Umfrage erfasst wurden, aufgriffen. Den Abschluss der Veranstaltung bildete ein Beitrag von Katrin Stump, leitende Direktorin der Universitätsbibliothek der TU Braunschweig, die zur neuen Organisationsstruktur von Projekt DEAL berichtete.

50% der Zeitschriftenliteratur aus Deutschland im Open Access
Der Jahresrückblick startete mit einer ersten Bilanz zu den Open Access-Effekten der DEAL-Verträge, denn in 2021 konnten erstmalig ein ganzes Vertragsjahr 2020 für beide Verlage betrachtet werden. Die starke Wirkung, die die DEAL-Verträge auf die Open Access-Anteile der deutschen Zeitschriftenpublikationen haben, wird sichtbar: Die von der ESAC-Initiative bereitgestellten Datenvisualisierungen auf der Website ESAC Market Watch zeigen für Deutschland, dass mittlerweile rund 50% aller Fachartikel im Open Access verfügbar sind, und die DEAL-Transformationsverträge haben daran einen wesentlichen Anteil. Die kritische Masse an Open Access-Inhalten, die mit den Transformationsverträgen erreicht werden soll, ist damit in Deutschland in greifbare Nähe gerückt, und der offene Publikationsweg etabliert sich immer mehr als neuer Standard. Die Grafik zeigt auch, dass es neben den DEAL-Verträgen auch eine Reihe von weiteren Transformationsabschlüssen in Deutschland gibt, die ihre Wirkung auf die Transformation entfalten.

Verteilung des deutschen Publikationsoutputs über Verlage und Open Access/Closed Access-Anteile. Quelle: ESAC Market Watch (Stand Nov 2021)

Autor*innen kennen und nutzen DEAL
Insgesamt wurden im Jahr 2020 über die DEAL-Verträge 23.000 Artikelpublikationen abgewickelt. Dazu zählen sowohl Veröffentlichungen in Hybrid-Zeitschriften, als auch in reinen Open Access-Zeitschriften. Eine positive Entwicklung ist, dass nur noch wenige Autor*innen – zumeist aus Unkenntnis über die DEAL-Konditionen – Open Access im hybriden Publikationsprozess abwählen. Zum Ende des Jahres 2020 hatten über 95% der Autor*innen die angebotene DEAL-Open Access-Möglichkeit genutzt, mit weiterhin steigender Tendenz.

Über 500 Einrichtungen auf dem Transformationspfad
Die aktuellen DEAL-Verträge ermöglichen das Open Access-Publizieren für alle Autor*innen in Deutschland, unabhängig davon, ob die Einrichtung des Autors oder der Autorin den Verträgen über einen Teilnahmevertrag mit der MPDLS beigetreten ist. Um die umfangreichen Zugangsrechte, die DEAL verhandelt hat, nutzen zu können und – auch über die Vertragsdauer hinaus – dauerhaften Zugang zu den durch DEAL erworbenen Zeitschriftenarchiven zu erhalten, ist allerdings ein formaler Beitritt der Einrichtungen zu den Verträgen nötig.

Das DEAL-Konsortium ist heute, fast drei Jahre nach Start des ersten Vertrags, eine starke Gemeinschaft. Insgesamt sind es über 500 Einrichtungen, die zumindest von einem Vertrag abgedeckt sind (Springer Nature: 486, Wiley: 507), die meisten Einrichtungen nehmen an beiden Verträgen teil. Neben der Steigerung der Open Access-Anteile ist die massiven Verbesserungen der Informationsversorgung an vielen Standorten ein weiterer großer Gewinn, denn nur wenige der 500 Einrichtungen konnten vor DEAL einen so umfangreichen Zeitschriftenzugang anbieten.

In Bezug auf die DEAL-Einrichtungen ist im Jahr 2021 auch deutlich geworden, wie stark sich die Bibliotheken inzwischen beim Thema Open Access-Transformation engagieren. Das zeigte sich unter anderem an der starken Beteiligung der Bibliotheksgemeinschaft an den Praxis-Webinaren und -Workshops, die die MPDLS in diesem Jahr organisierte.

DEAL Operations-Veranstaltungen in 2021. Dokumentation der Webinare unter: https://deal-operations.de/bibliotheken/support

Praktische Herausforderungen und Blick in die Zukunft
Im zweiten Teil des Webinars standen die praktischen Aspekte im Zusammenhang mit der Umsetzung und täglichen Arbeit mit den Verträgen im Vordergrund. Im Vorfeld des Webinars wurden dazu über eine Umfrage Feedback und Fragen aus den DEAL-Einrichtungen erfasst. Inga Overkamp gab einen Überblick über die internen Prozesse, wie zum Beispiel Rechnungsstellung und Zusammenarbeit mit den Verlagen. Besonders beschäftigt hat das DEAL-Konsortium in 2021 die retrospektive Open Access-Stellung von Artikeln, bei denen Autor*innen im Publikationsprozess die Open Access-Option abgewählt hatten (Retro-OA). Viele Einrichtungen meldeten zurück, dass der Prozess zur nachträglichen Realisierung von Open Access für bereits im „Closed-Access“ publizierte Artikel, insbesondere für Springer Nature-Publikationen, mit erheblichen Zeit- und Kommunikationsaufwand verbunden ist. Der Verlag hat hier mittlerweile angekündigt, zukünftig eine systemunterstützte Lösung anzubieten, sodass eine Wiederholdung des manuellen Prozesses für das Publikationsjahr 2021 nicht geplant ist.

Zahlreiche Fragen und Rückmeldungen gab es hinsichtlich der von den DEAL-Verträgen abgedeckten Publikationen in reinen Open Access-Zeitschriften (Gold Open Access). Nicht alle Einrichtungen halten auskömmlich finanzierte Publikationsfonds vor, um die Kostenübernahme für ihre Wissenschaftler*innen vollständig sicherstellen zu können. Das stellt für die Kommunikation der Verlage an die Autor*innen zu den Bedingungen des Open Access-Publizierens im Rahmen von DEAL an manchen Stellen eine Herausforderung dar. Dabei ist es nicht nur für die Kostentransparenz wichtig, die Open Access-Portfolios der Verlage in die Transformationsverträge mit aufzunehmen. Letztlich verkörpern die Gold Open Access-Zeitschriften auch das Zielmodell der Open Access-Transformation. Das Publizieren in diesen Zeitschriften erfährt zudem überdurchschnittliches Wachstum und sollte grundsätzlich mindestens in gleichem Maße unterstützt werden, wie Open Access in Hybrid-Zeitschriften im Rahmen von Transformationsverträgen. Um den unterschiedlichen Finanzierungssituationen an den DEAL-Einrichtungen Rechnung zu tragen, wirkt die MPDLS auf eine an die Autor*innen gerichtete Kommunikation hin, die Formulierungen wie „Erkundigen Sie sich bei Ihrer lokalen Bibliothek über die Bedingungen der Open Access-Finanzierung“ verwendet. Die Website DEAL Operations stellt zudem unter dem Menüpunkt „Open Access Publizieren“ zweisprachig Informationen zur Verfügung, die für die hausinterne Kommunikation nachgenutzt werden kann.

Weitere Fragen bezogen sich auf die Entwicklung des Publikationsaufkommens aus Deutschland bei den DEAL-Verlagen und auf die damit verbundenen finanziellen Zusammenhänge im DEAL-Konsortium, wie beispielsweise der Stand des publikationsanzahlbasierten Rechnungsverfahrens (PABA). Wenngleich die derzeitigen Verträge finanziell abgesichert sind, wird es die Aufgabe des DEAL-Projektes sein, für zukünftige Verträge geeignete Vertrags- und Beteiligungsmodelle zu entwickeln, die den Dynamiken des Publikationsmarktes und den finanziellen Möglichkeiten aller DEAL-Einrichtungen gleichermaßen Rechnung tragen.

Mit einem Ausblick in die Zukunft rundete schließlich Katrin Stump das Webinar ab: Im Rahmen der in diesem Jahr neu aufgesetzten DEAL-Organisationsstruktur leitet Katrin Stump die Untergruppe „Kommunikation“ innerhalb der neu etablierten „DEAL-Gruppe“. In ihrem Beitrag gab sie einen Überblick über die Änderungen in Bezug auf die Akteur*innen und Rollen im DEAL-Projekt und über die Aufgaben der neu etablierte DEAL-Gruppe, welche eine stärkere Verzahnung mit den DEAL-Einrichtungen sicherstellen wird, sodass ihre Expertise und unterschiedlichen Anforderungen stärker berücksichtigt werden.

 

Folien
DEAL Operations Jahresrückblick 2021
Präsentation Katrin Stump